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ART & CULTURE

FRAU INES

SCHÄTZE AUF ST. PAULI

„Jedes der alten Keramikstücke ging schon durch so viele Hände und stammt meist von einem verstorbenen Leben, da macht es nur Sinn diese Stücke als Leinwand für meine neuen 'Tag der Toten - Geschichten' zu nutzen"

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FRAU INES

Was hat eine mexikanische Tradition mit einer Hamburger Künstlerin zu tun? Dies haben wir uns gefragt, als wir auf eine Künstlerin gestoßen sind, die second- hand Porzellan mit Linien- Zeichnungen des „Día de los muertos“ illustriert.

 

Die Tradition dieser Festlichkeiten entstand vor mehreren Tausendjahren in der Kultur verschiedener indigener Völker im jetzigen Mexiko, wurde bis heute präserviert und gilt als einer der bekanntesten Mittel- und Südamerikanischen Traditionen. Während der Festtage feiern die Teilnehmenden, ihre toten Angehörigen, welche für sie immer noch Mitglieder der Gemeinschaft sind und deshalb weiterhin im Geiste und in der Erinnerung am Leben gehalten werden.

Der Tod gilt daher als natürliche Phase im langen Kontinuum des Lebens und wird nicht betrauert, sondern gefeiert.

 

Und genau diese Thematik hat es der Hamburger Künstlerin Ines Häßler angetan.

 

„Das Thema meiner Diplomarbeit war „Lachen. Tod.“ Durch meine Recherchen zu der Thematik, stieß ich auf den Día de los Muertos, den mexikanischen Feiertag – der beide Seiten perfekt vereint. Je länger ich mich mit dem Thema beschäftigte, umso mehr gewann ich Freude an der mexikanischen Kultur und der kunterbunten, lebensfrohen Darstellung der für uns so negativen Auseinandersetzung des Todes.“

 

Ines Häßler ist diplomierte Designerin, Illustratorin und seid 2016 auch freie Tattoo Artistin aus Hamburg, St. Pauli. FRAU INES ist ein Label welches sie während ihres Studiums ausgelöst wie sie sagt „durch allerlei kreativer Ergüsse“ gegründet hat. Seitdem arbeitet sie vor allem mit Keramik, macht sich damit in Hamburg einen Namen und stellt unteranderem in der Millerntor Galerie aus. Zu dem, wie es zu der Namensfindung kam sagt sie:

 

„Der Name „Frau Ines“ hat sich in einem Kurs an der Hochschule ergeben. Die Aufgabe bestand darin, ein eigenes Künstlerportfolio zu erstellen und dazu fehlte noch der Künstlername… also eher aus der Not entstanden und geblieben.“

 

Dies zeugt von der Leichtigkeit, mit der sie an ihre Kunst herangeht, welche sie neben Neugier und Lebenslust auch mit ihrer Arbeit vermitteln möchte. Zu ihrem Stil verrät sie uns:

 

„Mein Fokus liegt auf naiven, lebensfrohen und detailverliebten Strichzeichnungen. Ich arbeite ausschließlich mit schwarzen Linien auf unterschiedlichen Medien wie Porzellan, Papier oder Haut. Meine Illustrationen wirken durch die verspielten Details auch ohne Farbe schon sehr bunt, weshalb ich aktuell nicht unbedingt Farbe in Betracht ziehe. Zudem bringt das Medium oft schon Farbe mit sich – das Porzellan mit dem meist üppig goldenen und floralen Dekor steht da schön im Kontrast zu meinem einfachen schwarzen Strich.“

 

Sich in seiner Kunst mit alten Gebrauchsgegenständen auseinander zu setzten und diesen eine neue Berufung zu verschaffen ist ein Konzept, welches sich in der Kunstwelt nicht erst seit gestern etabliert hat, doch weshalb gerade Second – Hand Porzellan es Ines Häßler antut erklärt sie uns wie folgt:

 

"Das alte spießige Porzellan, das man aus Omas Glasvitrine kennt, steht so schön im Kontrast zu den fröhlich verspielten aber auch leicht makabren Totenkopf Illustrationen. Jedes der alten Keramikstücke ging schon durch so viele Hände und stammt meist von einem verstorbenen Leben, da macht es nur Sinn diese Stücke als Leinwand für meine neuen „Tag der Toten - Geschichten“ zu nutzen –  An der Wand, quasi zurück zu Omas alten Wandtellern, der perfekte Match"

 

Uns interessiert besonders, wie lange die Illustrierung und Fertigstellung eines Tellers braucht und wie Ines Häßler es schafft so filigran zu arbeiten.

 

„Auf der Suche nach einer geeigneten Technik, um meine sehr detaillierten und feinen Strichzeichnungen auf das Porzellan zu bringen, bin ich auf eine spezielle Keramiktransferfolie gestoßen. Da ich keinen Pinsel oder Porzellanstift gefunden habe der mit meinen 0,2 Fine Liner mithalten kann, erlaubt es mir diese Technik all die Details der Illustrationen auch auf das Porzellan zu übertragen. Das Prozedere dauert nicht sehr lange. Die Zeichnung die vorab auf Papier entsteht, kann je nach Muse dann schon mal länger dauern. Am Ende wird dann alles im Ofen gebrannt und ist dadurch auch auf der Keramik fixiert.“

 

Die extremen Gegensätze der Kunstformen die FRAU INES ausmachen sind unglaublich faszinieren und werfen gleichzeitig Fragen auf. Wir wollen wissen weshalb sich die junge Künstlerin dazu entschieden hat mit dem Label FRAU INES auch zu tätowieren und ob sie dies schon zuvor ein Hobby von ihr war.

 

 

„Ich liebe Tattoos und fand es schon immer toll was diesbezüglich alles möglich ist, aber eigentlich habe ich nie wirklich darüber nachgedacht selbst Tätowiererin zu werden. Meine Kunden haben mich dann auf die Idee des Tätowierens gebracht. Und je mehr Nachfragen kamen, desto öfters habe ich auch darüber nachgedacht und irgendwann beschlossen es einfach auszuprobieren. Im Endeffekt ist es ja egal welches Medium meine Illustrationen tragen, ob Papier, Haut oder Porzellan – die Basis ist meine Zeichnung.“

 

Bei FRAU INES Tattoo Motiven ist der Día de los Muertos nicht so präsent, wie in ihrer Keramik Arbeit. Dafür tritt ein anderes Thema in den Vordergrund, welches uns neugierig macht: Hamburg.

 

Hamburg ist vor etwa 9 Jahren mein Zuhause geworden. Hier konnte ich Fuß fassen und das tun was mich ausmacht. Hier habe ich die Möglichkeit gefunden meine Ideen auszuleben und sogar meine Brötchen damit zu verdienen – Immer noch unglaublich. Ich denke das spiegelt sich auf jeden Fall auch in meiner Arbeit wieder."

 

In Zusammenarbeit mit der Millerntor Gallery hat Ines Häßler eine weitere Kunstform für sich entdeckt. Neben vielen anderen Muralkünstlern hat sie sich selbst an das Medium des Murals getraut und wie sie sagt „Blut geleckt“. Inspiriert von der für sie neuen Kunstform kann sie sich vorstellen auch in dieser Richtung mehr auszuprobieren.

 

Zuletzt erzählt sie uns von einem anstehenden Projekt:

 

„Mit meiner Goldschmiede-Kollegin und Freundin, Katja Schian, eröffne ich im November einen eigenen Laden. Wir kombinieren unsere Ateliers und Werkstätten zu einem „Atelier & Pop Up Store“ auf St. Pauli. Das Ganze wird eine Kombination aus Laden, Werkstatt, Studio, Atelier, Garten, Event- und Pop Up Location. Da wir viele begabte Kollegen in unserem kreativen Netzwerk haben, möchten wir gerne andere kleine regionale Labels einladen, unsere Produkte zu ergänzen und unsere Räumlichkeiten abseits von der Partymeile auf dem Kiez kreativ zu gestalten. Alle News dazu gibt es dann über Instagram: @frau.ines

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